top of page

Gemeinsam ins Kunstforum Hermann Stenner am 15.8.2024

Aktualisiert: 30. Sept.

Ausstellung: Die Schrift ist weiblich. Bild und Text in der internationalen Kunst




Art after Work-Führung im Kunstforum Hermann Stenner


Der nächste gemeinsame Kulturbesuch mit dem GRÜNEN Kreisverband Herford führt uns wieder ins Kunstforum Hermann Stenner nach Bielefeld. Kurz bevor die Ausstellung "Die Schrift ist weiblich" am 1. September 2024 endet, werden wir am 15. August 2024 um 18.00 Uhr durch die wunderbar kuratierte Ausstellung geführt.


Mit 21 informellen, konzeptuellen und kalligrafischen Positionen zeitgenössischer Kunst geht die Ausstellung der Faszination internationaler Künstlerinnen für die Schrift in einer von Bildern übersättigten Medienwelt nach. Hauptleihgeberin der Ausstellung ist die Written Art Collection. Sie widmet sich Formen der Schrift, die historisch von der informellen Malerei im Westen über die zeitgenössische Kalligrafi e im Mittleren und Fernen Osten bis zu den zahlreichen Formen heutiger internationaler Konzeptkunst reichen. Aus dieser bedeutenden Privatsammlung kommen Werkgruppen international renommierter Künstlerinnen wie Etel Adnan, Jenny Holzer und Shirin Neshat sowie Einzelwerke und Installationen von u. a. Mounira Al Solh, Sophie Calle und Rebecca Horn. Ihnen werden Werke der durch das »Bielefelder Colloquium Neue Poesie« eng mit der Stadt verbundenen visuellen Dichterin Ilse Garnier und der in Bielefeld lebenden Schriftkünstlerin Ursula Pulsfort zur Seite gestellt:


Preis: 15,- Euro inkl. einem Kaltgetränk


Bitte meldet euch hier an.


Wir freuen uns auf euch

Christina Osei und Maik Babenhauserheide



Künstlerinnen der Ausstellung

Maliheh Afnan (1935–2016) verbindet ihre Faszination für arabische und persische Schriftzeichen sowie für die westliche abstrakte Nachkriegsmoderne mit persönlichen Erfahrungen von Verlust und Erschütterungen zu Palimpsesten der Erinnerung.


Die Werke von Mounira Al Solh (*1978) umfassen Malerei, Zeichnung, Stickerei, Performance, Musik und Film. Sie sind gesellschafts- und geschlechterpolitisch und behandeln Themen wie Migration, Identität, Sprache, Trauma und Feminismus, häufig verknüpft mit autobiografischen Erfahrungen.


Sophie Calle (*1953) ist Konzeptkünstlerin, die in ihren häufig verblüffenden wie auch verstörenden Untersuchungen menschliche Befindlichkeiten und scheinbare Selbstverständlichkeiten hinterfragt.


In ihren »Interview Paintings« zeigt Claudia Comte (*1983) Textpartikel von Gesprächen, die sie mit internationalen Kurator:innen geführt hat, als grafische Muster. Schrift wird zum spielerisch wie systematisch mutierten Bildelement.


Die konzeptuelle Fotografin Natalie Czech (*1976) arbeitet mit vorhandenen Texten und Bildern, die sie in einen neuen Dialog bringt, der bislang verborgene Momente einer alltäglichen Poesie aufscheinen lässt.


Lalla Essaydi (*1956) kombiniert ihre fast lebensgroßen Fotografien marokkanischer Frauen mit Kalligrafie. Das All-Over der traditionell anmutenden Hennaschrift »bezeichnet« eine durchaus zeitgenössisch wirkende Szenerie, die zugleich an orientalisierende Fotografien des 19. Jahrhunderts erinnert: Die Frau erscheint als Projektionsfläche traditioneller männlicher Zuschreibungen.


Golnaz Fathi (*1972) verbindet Elemente der traditionellen persischen Kalligrafie mit dem westlichen Abstrakten Expressionismus wie den Modernen des Iran und des Mittleren Ostens, die in den späten 1950er Jahren begannen, das geschriebene Wort als Bildelement zu nutzen.


Ilse Garnier (1927–2020) entwickelte in den 1960er Jahren das Konzept des Spatialismus, das der linearen, metapherngesättigten, traditionellen Dichtung eine visuell karge Raumpoesie entgegensetzte. Frühe Schreibmaschinengedichte wie auch das speziell für die Ausstellung erstmals verfilmte typografische Gedicht »Kosmische Reise« lassen das reiche Werk einer Poetin sichtbar werden, die international erstmals 2022 im Rahmen der Biennale di Venezia umfangreich gewürdigt wurde.


Die deutsch-ägyptische Künstlerin Susan Hefuna (*1962) arbeitet mit Fotografien und Nachbildungen der Mashrabiya genannten traditionellen ägyptischen Gitterfenster, die im arabischen Kontext vertraut als traditionelle Architekturelemente, im westlichen Kontext dagegen als abstrakte Objekte wahrgenommen werden.


Die Konzept- und Installationskünstlerin Jenny Holzer (*1950) ist vor allem durch ihre Verwendung von Text im öffentlichen Raum international bekannt geworden. Ihre »War Paintings« untersuchen den »War against Terrorism« nach dem 11. September 2001, sowie Militäroperationen der USA in Afghanistan und im Irak. Ihre verstörend schönen Gemälde basieren auf Memoranden, Planungskarten, Verhörprotokollen, Autopsieberichten und den handschriftlichen Aufzeichnungen der Gefangenen, die von der Zensur vor der Freigabe für die Öffentlichkeit stark geschwärzt wurden.


Rebecca Horn (*1944), Bildhauerin, Installationskünstlerin und Filmemacherin, erschafft in ihrem poetisch federleicht und gedankenreich zugleich wirkendem Œuvre eine Traumwelt als individuelle Mythologie.


Mattuschka (*1959) untersucht in ihren vertrackten Animationsfilmen die Geburt des Alphabets aus einer Tüte Buchstabennudeln und die Verwandlung eines menschlichen Kopfes in den Kugelkopf einer IBM-Schreibmaschine: in harten Schwarzweißkontrasten gehaltener österreichischer Aktionismus goes Experimentalfilm.


Der Abstrakte Expressionismus von Joan Mitchell (1925–1992) zeigt als historische Position die Bedeutung der asiatischen Kalligrafie für die westliche Nachkriegskunst: Abstraktion als Weltsprache. Geprägt vom Missbrauch der Sprache im Zeitalter der Diktatoren, faszinierte die Künstler:innen seit den 1950er Jahren die »reine« Schönheit des gestischen Schreibens und der eleganten Pinselschwünge als Ausdruck von Freiheit und Autonomie.


Die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller (*1953) findet seit über 30 Jahren eine spezifische Form von Freiheit in ihren postkartengroßen Collagen. Ihre Sammlung von Wörtern und Einzelbuchstaben sieht sie als »Wortschatz«, als Überfluss und Gegenteil zu ihrer frühen Erfahrung von Zensur im Rumänien des Diktators Ceaușescu.


Die Künstlerin, Filmemacherin und Fotografin Shirin Neshat (*1957) zeigt in ihrer Fotoserie »The Home of My Eyes« Schwarzweißporträts von Menschen in Aserbaidschan, die mit Handschrift in Farsi »beschrieben« sind. Die Texte zitieren Antworten auf die Frage, was ihnen Heimat bedeutet. Wenngleich die wenigsten die Schrift lesen können, werden doch die Sehnsucht der Menschen, ihr Stolz und ihre Würde sichtbar.


Ursula Pulsfort (*1935) schuf neben ihrer Lehrtätigkeit als Professorin für Grafikdesign an der Hochschule Bielefeld ein vielfältiges, opulentes künstlerisches Werk, inspiriert von Kalligrafie, Typografie und den Möglichkeiten von Computergrafikprogrammen.


Die als Grafikdesignerin ausgebildete Konzept- und Performancekünstlerin Nora Turato (*1991) arbeitet in ihren Postern, Wandbildern und Emaillearbeiten mit der Schriftsprache und dem Material traditioneller Werbeschilder, die sie mit digitaler Alltagskommunikation überblendet: Emaille und E-Mail.


Hana Usui (*1974) hat ihre Wurzeln in der traditionellen chinesischen Kalligrafie, die sie mit neuen Materialien und Techniken weiterführt, hin zu abstrakten, häufig politisch aufgeladenen Werken.


Die bei einem der letzten großen Meister der chinesischen Kalligrafie ausgebildete Künstlerin Fabienne Verdier (*1962) arbeitet mit riesigen, selbstkonstruierten Pinseln, mit denen sie unter Einsatz des ganzen Körpers auf dem Boden liegende Leinwände bemalt, die Spuren der Schriftkunst wie auch des Abstrakten Expressionismus zeigen.


Die Zeichnungen von Jorinde Voigt (*1977) erscheinen als Notationen, als kryptische Codes einer uns noch unbekannten Sprache. Ihre grafischen Strukturmodelle gleichen technisch-wissenschaftlichen Aufzeichnungssystemen wie auch rätselhaft versponnenen »Welterfassungsmaschinen«, changierend zwischen künstlerischer und wissenschaftlicher Ästhetik

Weitere Beiträge

bottom of page